Wo kommt mein T-Shirt eigentlich her und wie steht es da um menschenwürdige Arbeitsbedingungen? Mit diesen Fragen im Gepäck gingen die Teilnehmenden im Programm „Fairkleidet“ auf eine interaktive Reise nach Bangladesch. Aus den Schüler*innen wurden dabei einen Tag lang Reporter*innen. Als Reporter*innen hatten sie die Aufgabe verschiedene Personen zu interviewen und Informationen über die Umstände in der Textilproduktion zu sammeln. Statt tatsächlich in die Hauptstadt Dhaka zu reisen, bewegten sich die Schüler*innen hierbei durch das umliegende Gelände der Schule. Die Reise führte von Station zu Station: die Fabrik der Näher*innen, die Polizeistation oder einen von der Fabrik verseuchter Fluss. Am Ende führte die Recherchereise die Schüler*innen zu einem Hotel, indem ein Deal zwischen Händler*in und Fabrikbesitzer*in ausgehandelt wurde. Als Reporter*innen stellten sie Näher*innen, Fabrikbesitzer*innen, Umweltschützer*innen und der Polizei Fragen und mussten gemeinsam Hindernisse überwinden, um an ihre Informationen zu kommen. Die Szenen wurden mit Fragen in einem Actionbound nochmals aufgearbeitet, bevor es zur nächsten Station ging.
Dabei ist es nicht immer so einfach Antworten auf alle Fragen zu finden. Wer hat denn nun Schuld an der Situation? Warum hat sich erst so wenig geändert, obwohl die Missstände doch bekannt sind? Diese Komplexität wurde im Anschluss noch einmal reflektiert. Was mich bei dieser Gruppe besonders beeindruckte, war das Engagement der Schüler*innen: Als sie Zeug*innen der Bestechung der Polizei durch den Fabrikbesitzer wurden, beobachteten sie nicht nur, sondern griffen gleich ein und hielten die Polizei auf.
Auf ihrer Reise durch Dhaka lernten sie Realitäten und Herausforderungen der Kleidungsproduktion kennen. Nun war es an der Zeit, dass die Reporter*innen, über ihre Erkenntnisse berichteten. So wurden mit einem Greenscreen kleine Reportagen gedreht und es entstanden sehr kreative Beiträge.
Den Abschluss bildete eine lebhafte Diskussion, wie fairere Textilproduktion möglich ist und welche Aktuer*innen hier welche Verantwortung tragen: von faire Kleidung kaufen, Second-Hand, politische Regelungen für faire Kleidung, einer Demonstration, um auf die Arbeitsbedingungen Aufmerksam zu machen oder ganz einfach mehr Geld für die Näher*innen, war alles dabei.
Die Kreativität der Handlungsoptionen beeindruckten uns tief und sind einer der vielen Gründe, warum es sich lohnt Umweltbildung mit möglichst vielfältigen Gruppen zu machen. Bei den Teilnehmenden handelte es sich nämlich, um eine Berufsintegrationsklasse der Berufsschule Main-Spessart, die gerade Deutsch lernten.
Die Anpassung des Programms an DaZ (Deutsch als Zweitsprache)-Lernende ist einer der Schritte, den wir als Jugend-Umweltstation KjG in diesem Jahr unternommen haben, um die Umweltbildung für mehr Zielgruppen zu öffnen und somit ein Stück weit inklusiver zu machen.