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Auf dem Weg zum „faireren“ Handy

Jugend-Umweltstation / BDKJ – Jugend-Umweltstation und BDKJ klären Jugendliche in Workshops über Herstellungsbedingungen von Handys auf – Manuel Koch, Diözesanvorsitzender des BDKJ, ist auf ein „Fairphone“ umgestiegen

Würzburg/Schonungen (POW) Handys und Smartphones sind vor allem für Jugendliche aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Doch kaum jemand weiß, unter welchen Bedingungen die Rohstoffe für Handys abgebaut werden oder welche Arbeitsbedingungen in den Zuliefererfirmen herrschen. Deshalb bieten die Jugend-Umweltstation im Haus der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) in Schonungen wie auch der Bundesverband des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) seit 2013 Workshops und Informationsmaterialien an, die sich mit den Hintergründen der Herstellung von Handys befassen und die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt aufzeigen. Manuel Koch, Diözesanvorsitzender des BDKJ in Würzburg, hat aus diesem Wissen Konsequenzen gezogen und sein bisheriges Smartphone gegen das neue „Fairphone“ eingetauscht. Er ist damit nach seinen Informationen unter den ersten 5400 Benutzern eines „faireren“ Smartphones weltweit.

Mit seinem dezent in Schwarz und Silber gehaltenen Gehäuse unterscheidet sich das „Fairphone“ optisch nicht von Smartphones anderer Hersteller. „Wenn man es nicht wüsste, wäre es wie ein ganz normales Handy“, sagt Koch. Auch in der Funktionalität habe er kaum Unterschiede entdecken können: „Es wirkt sehr hochwertig und gut verarbeitet. Für mich ist es ein super funktionierendes Handy.“ Praktisch findet er Details wie die Möglichkeit, zwei getrennte SIM-Karten zu verwenden. Ein Plus ist für den 26-Jährigen zudem, dass man vieles selbst reparieren könne: „Ich kann beispielsweise den Akku selbst auswechseln, und auch andere Teile, wie das Display-Glas, sind so konzipiert, dass das Handy bei einem Defekt nicht sofort entsorgt werden muss.“

Doch der entscheidende Unterschied liegt in der Herstellung: Das Unternehmen Fairphone will die in einem Handy verbauten Rohstoffe Schritt für Schritt durch zertifizierte Rohstoffe aus konfliktfreien Regionen ersetzen. „In einem Handy werden rund 30 Materialien verbaut“, erklärt Koch. Doch die Abbaubedingungen und Vertriebswege seien sehr komplex und somit auch schwer nachvollziehbar. „Darum sind bisher nur zwei Rohstoffe nachweislich fair: Zinn und Coltan.“ In der nächsten Version des Handys sollen auch Kobalt und Gold aus fairem Abbau verwendet werden. Zudem habe das Unternehmen einen chinesischen Hersteller unter Vertrag, der Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen zugesichert hat, wie zum Beispiel höhere Löhne, eine Arbeitswoche mit maximal 60 Stunden sowie einen Ruhetag in der Woche. „Es ist kein 100-prozentig faires Handy“, sagt Koch: „Aber man wollte ein faireres Handy machen.“ Gerade die Transparenz, mit der das Unternehmen in dieser Hinsicht arbeite, habe ihn überzeugt: „Man kann diese komplexen Produktionsbedingungen nicht von heute auf morgen umstellen, das sollte einem bewusst sein.“

Fairer Handel und kritischer Konsum, das ist für Koch eines der zentralen Themen der Jugendverbände. „Gerade das Handy ist wie kaum ein anderes Produkt in der Lebenswelt der Jugendlichen verankert.“ So starteten im Jahr 2013 zwei Projekte, in denen Jugendliche mehr über die Bedingungen erfahren, unter denen Handys hergestellt werden. So stehen beim Workshop „Ist mein Handy Gold-wert?“ der Jugend-Umweltstation im KjG-Haus Schonungen der Lebenszyklus eines Handys sowie der Rohstoffverbrauch im Mittelpunkt. Das Erz Coltan beispielsweise sei ein wichtiger Bestandteil von Handys. Anhand des Films „Blutige Handys – Die unmenschliche Coltan-Gewinnung“ werden die Arbeitsbedingungen in einer Mine im Kongo gezeigt, die von Rebellen kontrolliert wird, die wiederum ihre Waffen auf Kosten der Minenarbeiter finanzieren. Sechs Schulklassen aus dem Bistum Würzburg buchten diesen Workshop in der Vorweihnachtszeit. „Er ist sehr gut angekommen und ist nun Teil unseres Standardprogramms“, sagt Vera Bellenhaus, Umweltbildungsreferentin von der Jugend-Umweltstation KjG-Haus Schonungen.

Den Workshop „Meinem Handy auf der Spur …“ bietet der BDKJ-Bundesverband seit 2013 im Rahmen des EU-Projekts „I shop fair“ für die Zielgruppe der Jugendlichen an. Sie erfahren darin, aus welchen Rohstoffen ihr Handy besteht, welche Folgen ihr Abbau für Mensch und Umwelt hat, und welche Arbeitsbedingungen in den Ländern herrschen, in denen die Geräte zusammengebaut werden. Interessierte Gruppenleiter können im Internet Informationsmaterial und die Anleitung für ein Lernspiel herunterladen, um selbst einen Workshop zu gestalten. Da steht dann beispielsweise unter dem Punkt „Rohstoffgewinnung“: „In der Stadt Norilsk in Sibirien verursacht der Abbau von Nickel beispielsweise so starke Emissionen, dass sich sogar der Schnee schwarz färbt.“

Weitere Informationen zum Workshop „Ist mein Handy Gold-wert?“ der Jugend-Umweltstation gibt es unter www.kjg-haus.de unter dem Bereich „Klimobil“. Die Workshops des BDKJ-Bundesverbands werden unter www.kritischerkonsum.de vorgestellt, Stichwort „EU-Projekt“. Über das „Fairphone“ informiert die Webseitewww.fairphone.com.